Stieleiche: Vielfalt in Baumform
Die Stieleiche ist ein sehr beliebter Baum: Viele Arten, von Pilzen über Insekten bis zu Vögeln, nutzen sie als Lebensraum oder Nahrungsquelle. Menschen schätzen ihr dichtes und beständiges Holz. Die Rinde der Stieleiche wird zudem in der Medizin eingesetzt.
Artportrait der Stieleiche
Artname |
Stieleiche (D), Chêne pédonculé (F), Quercia comune (I), Quercus robur (Lat.) |
Ordnung | Buchenartige (Fagales) |
Grösse |
bis zu 40 m hoch |
Lebenserwartung | 1000 Jahre |
Geschlechtsreife | Blüte erst ab 50 bis 60 Jahren |
Lichtbedürftigkeit | hoch |
Holzbeschaffenheit | schweres, dichtes und sehr haltbares dunkles Holz von hoher Qualität; Anwendungsbereiche von Schiffbau über Parkett bis zu Furnieren; Holz lässt sich leicht bearbeiten/spalten und ist sehr gefragt |
Lebensraum | Wald |
Die Stieleiche ist die zweithäufigste der vier in der Schweiz vorkommenden Eichenarten, nur die Traubeneiche ist häufiger zu finden. Stieleichen wachsen vorwiegend im Mittelland und im östlichen Jura, meist in Lagen unter 800 m ü. M. Sie erreichen eine Maximalhöhe von bis zu 40 m. Diese Baumart stellt wenige Ansprüche an das Klima und ist entsprechend weit verbreitet. Im Sommer benötigt sie Wärme, auf frühen oder späten Frost reagiert sie begrenzt empfindlich. Zudem stellt sie auch keine besonderen Ansprüche an den Boden, solange dieser gut mit Wasser versorgt ist. Da Stieleichen auch Staunässe gut vertragen, kommen sie oft in Auen oder Feuchtgebieten vor.
Stieleichen zwischen Schatten und Sonne
Als junger Baum kann die Stieleiche noch problemlos im Schatten überleben. Nach rund zwei Jahren wird sie jedoch zu einer Lichtbaumart, die zum Wachsen viel Sonne benötigt. Fortpflanzen können sich Stieleichen erst nach über einem halben Jahrhundert. Frühestens zu diesem Zeitpunkt werden sie geschlechtsreif und entwickeln Blüten. Dafür kann diese Baumart im Vergleich zu anderen ein sehr hohes Alter erreichen, in Einzelfällen sogar über 1000 Jahre. Den Altersrekord halten die sogenannte «Femmeiche» in Erle bei Raesfeld in Deutschland und eine Stieleiche in Norra Kwill, Schweden. Ihr Alter wird auf rund 1500 Jahre geschätzt.
Stieleiche – Nahrung und Lebensraum zugleich
Eichen wie die Stieleiche haben eine sehr grosse ökologische Bedeutung. Einer Vielzahl von Insekten (darunter rund 400 Schmetterlingsarten, 100 Käferarten, sowie dutzende Fliegen- und Wespenarten), Vögeln, Säugetieren, Flechten und Pilzen bieten sie Lebensraum und Nahrung. Auf keine andere einheimische Baumart sind mehr Organismen angewiesen. Wichtig sind Eichen aber nicht nur lebend. Auch als Totholz sind sie die Lebensgrundlage vieler Arten, zu denen beispielsweise der Hirschkäfer gehört.
Bedeutung der Stieleiche
Verschwindet die Stieleiche, sind auch andere Arten und damit die Stabilität des ganzen Ökosystems gefährdet. Ein Verlust der Stieleiche hätte aber nicht nur Folgen für die Natur. Es wäre auch ein Verlust eines Teils unserer Kultur. Die Eiche findet sich sowohl auf Gemeindewappen (beispielsweise Eich im Kanton Luzern oder Chêne-Bourg in Genf), verbaut in vielen historischen Gebäuden oder in Märchen und Sagen. Früher wurden Eicheln auch intensiv für die Viehmast und während Hungersnöten sogar als Nahrung für Menschen verwendet. Obwohl Soja Eicheln in der kommerziellen Mast grösstenteils verdrängt hat, dienen sie noch immer als Futtermittel. Aufgrund ihrer medizinischen Wirkung wird Eichenrinde zudem auch heute noch zur Behandlung von Hautkrankheiten und entzündeten Schleimhäuten eingesetzt.
Massnahmen für die Stieleiche
Die Eichenwaldbewirtschaftung ist sehr anspruchsvoll. In den ersten Jahren wecken die Bäume oft wenig Zuversicht, was die zukünftige Qualität des Holzes angeht. So verzweigen sie sich sehr früh. In jungen Jahren ist die Stieleiche zudem sehr anfällig gegenüber Wildschäden und auch Nassschnee kann grosse Schäden verursachen. Die Redewendung «Es braucht Glück, dass eine kleine Eiche gross wird» zeigt, wie schwierig die Bewirtschaftung von Eichen ist. Ein weiteres Problem ist ihr langsames Wachstum und die späte Geschlechtsreife. Damit Eichen gedeihen können, sind vor allem zwei Massnahmen sehr wichtig: Einerseits sollten junge Bäume über Jahre mit Zäunen vor Wild geschützt werden, andererseits brauchen die lichtbedürftigen Bäume Lichtungen oder Stellen mit lockerer Bepflanzung.
Gefährdungsstatus der Stieleiche
Die Stieleiche wird in der aktuellen Version der Roten Liste der Gefässpflanzen aus dem Jahre 2016 als nicht gefährdet eingestuft. Da sich Stieleichen aber nur sehr langsam fortpflanzen und erst nach rund 180 Jahren geerntet werden können, ist Vorsicht angebracht. Ohne ein entsprechendes Waldmanagement würden die Bestände der Eichen innerhalb kurzer Zeit stark zurückgehen. Ein weiteres Problem stellt die Konkurrenz zu Buchen dar, da diese Stieleichen an vielen Orten verdrängen.
Weitere Informationen zur Stieleiche finden Sie unter folgenden Quellen: